26. Januar 2021
Warum ist auch eine Vorsorge im Hinblick auf Speiseröhren- und Magenkrebs wichtig?
Wir bemerken, dass die Zahlen an Darmkrebserkrankungen in Deutschland leicht zurückgehen – das ist gut und liegt mutmaßlich an den Vorsorgeuntersuchungen. Aber wir merken bei uns im Viszeralonkologischen Zentrum ebenfalls, dass die Erkrankungen an Magen- und Speiseröhrenkrebs zunehmen. Der Bedarf einer guten Diagnostik und Behandlung wächst bei diesen Krankheiten von Jahr zu Jahr. Eine Vorsorge muss dabei so früh wie möglich beginnen, um rechtzeitig eine mögliche Krebserkrankung zu erkennen, da gerade Speiseröhrenkrebs leider zu einer aggressiven Krebsform zählt. Das gilt für Frauen wie auch für Männer. Wann Vorsorgeuntersuchungen notwendig sind, entscheidet der Hausarzt. Bei Menschen, bei denen beispielsweise Vorerkrankungen im familiären Umfeld bekannt sind, gelten andere Untersuchungsintervalle. Zögern Sie nicht und informieren Sie sich bei Ihrem Hausarzt, wann für Sie eine Vorsorgeuntersuchung anfällt.
Wie sehen die Symptome bei Speiseröhrenkrebs aus?
Als Frühwarnsymptom werten wir langjähriges Sodbrennen, also eine Refluxkrankheit. Typische, frühe Zeichen sind Missempfindungen beim Schlucken, Druckgefühl hinter dem Brustbein oder eben Sodbrennen. In manchen Fällen bedingt regemäßiger und übermäßiger Alkoholgenuss Veränderungen an der Speiseröhre. Auch ständiger Mundgeruch kann ein Symptom sein. Beim Fortschreiten der Erkrankung kommen Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme hinzu, gefolgt von der Unmöglichkeit feste Nahrung aufzunehmen und gelegentlich sogar nachfolgendem Erbrechen. Häufig resultiert daraus ein schnell fortschreitender Gewichtsverlust, der erhebliche Ausmaße annehmen kann.
Was genau ist eigentlich ein Viszeralonkologisches Zentrum und was bedeutet das für den Patienten?
Das sogenannte Viszeralonkologische Zentrum hat bei uns im Diakonieklinikum die Ausrichtung Darm-, Magen und Speiseröhrenkrebs. Die Deutsche Krebsgesellschaft hat uns auf Basis eines strengen Kriterienkatalogs zertifiziert und zeichnet uns als interdisziplinäres Team für unsere hochqualifizierte Arbeit aus. Das Gütesiegel ist eine gute Orientierung für Patienten bei der Auswahl einer geeigneten Klinik. Wir sind eines von nur drei dieser Zentren im Umkreis von 100 Kilometern, auch in Bremen und Hamburg gibt es keins.
Wie sieht die Behandlung im Magen- und Speiseröhrenkrebszentrum aus?
In unserem Viszeralonkologischen Zentrum haben die Patienten, für die eine Krebserkrankung einen schweren Einschnitt im Leben darstellt, alle Diagnostik- und Behandlungsverfahren unter einem Dach vereint und dadurch kurze Wege. Der individuelle Behandlungsablauf wird über die sogenannte Tumorkonferenz organisiert. Hier treffen sich Experten der verschiedenen Fachdisziplinen einmal wöchentlich, um über die Erkrankungen der Patienten zu beraten und diesen die jeweils bestmögliche individuelle Therapie anbieten zu können. In einem persönlichen Gespräch mit den Patienten werden im Nachhinein die Möglichkeiten erörtert, um gemeinsam auf Augenhöhe zu einer Lösung zu gelangen. Wichtig ist uns, dass die Patientinnen und Patienten nach entsprechender Aufklärung selbst einen Entschluss fassen können. Die Wahl soll hierbei auf eine möglichst schonende, aber eben auch effektive Therapie fallen. Aus diesem Grund setzen wir als Chirurgen die minimalinvasive Technik, die sogenannte Schlüssellochchirurgie, ein. Unsere Patienten erhalten so eine schonende und schmerzärmere Operationsmethode mit deutlich kürzerer Erholungsphase. Wir operieren beispielsweise Speiseröhrenentfernungen minimalinvasiv nach der „Ivor-Lewis-Methode“. Hierbei sind wir eines der wenigen Zentren in Deutschland, die sich darauf spezialisiert haben. So können wir den Patienten in Zusammenarbeit mit allen Fachdisziplinen und den behandelnden niedergelassenen Ärzten die optimale Therapie über unser Viszeralonkologisches Zentrum anbieten.